Frauen mehr Werkzeuge in die Hand zu geben, um sich im Bereich KI zu engagieren – das ist eines der Ziele unseres Vereines.
Wir haben uns daher gemeinsam mit europäischen Universitäten und anderen Projektpartnern als Konsortium für ein Erasmus+ gefördertes Projekt beworben, um eine Online-Lernplattform mit Kursinhalten zu Data Science zu entwickeln, die speziell für Frauen aus den Geistes- und Sozialwissenschaften konzipiert ist. Begleitend zu dieser Plattform werden wir einen Karriereratgeber entwickeln, der Frauen aus dem geistes- und sozialwissenschaftlichen Bereich beim Einstieg in technische Berufe unterstützen soll – und für diesen Teil des Projektes sind wir als Women in AI Austria auch hauptverantwortlich.
Die Website zum Projekt wird laufend mit den Projektergebnissen aktualisiert und enthält auch Links zu unseren Konsortiumspartnern. Wir haben außerdem eine Reihe von Veranstaltungen rund um die Entwicklung des Karriereratgebers und den Projektabschluss geplant. Folgt uns am besten auf LinkedIn, um gleich über Neuigkeiten informiert zu werden!
Wo liegt das Problem?
In Österreich schließen relativ wenige Frauen ein technisches Studium ab, obwohl insgesamt weitaus mehr Frauen Studienabschlüsse erlangen:[1] Im Studienjahr 2019/2020 erreichten insgesamt 32 062 Frauen einen Studienabschluss, verglichen mit 25 068 Männern. Betrachtet man jedoch die “klassischen” Science-Technology-Engineering-Mathematics (STEM)-Fächer, ergibt sich ein anderes Bild: in diesem Bereich erlangten 5 692 Frauen einen Abschluss, verglichen mit 11 005 Männern. Nur im Bereich IKT ist der Unterschied noch einmal deutlicher, mit 504 Abschlüssen von Frauen und 2 203 Abschlüssen von Männern.
In welchen Studienrichtungen erhalten Frauen in Österreich also mehr Abschlüsse als Männer? Die einfache Antwort lautet: in allen anderen Studienrichtungen. Ein besonders großer Anteil der Studienabsolventinnen in Österreich erlangt Studienabschlüsse in den Studienrichtungen Geisteswissenschaften und Künste (3 551 Absolventinnen), Sozialwissenschaften, Journalismus und Informationswesen (4 449 Absolventinnen) und Wirtschaft, Verwaltung und Recht (7 513 Absolventinnen).
Frauen kommen dadurch mit technischen Berufen weniger in Berührung und sind in gut bezahlten STEM-Berufen weniger häufig vertreten. Diese Berufe sind wesentlich bei der Gestaltung von Technologien und damit auch an der Gestaltung unserer Zukunft beteiligt. Wenn Frauen in diesen Berufen systematisch nicht vertreten sind und Diversität bei der Gestaltung von Technologien nicht verankert ist, leidet die Robustheit dieser Technologien und ihr Nutzen für die Gesellschaft – im Bereich KI zum Beispiel führt das oft zu starken Verzerrungen und zu diskriminierenden KI-Systemen.
Wo kann man anfangen?
Diese Zahlen sind bei weitem nicht so ungewöhnlich, denn in anderen europäischen Ländern ergibt sich leider ein ähnliches Bild. Mit Projekten wie dem unsrigen wollen wir daher Frauen den Quereinstieg in STEM-Felder erleichtern.
Besonders im Bereich KI können Fähigkeiten und Kenntnisse aus nicht-technischen Bereichen wertvolle Inputs sein, um robuste und vertrauenswürdige Systeme zu entwickeln. Rechtswissenschaften, Sozialwissenschaften, Sprachwissenschaften und viele mehr verfügen über Expertise, die dringend für KI-Anwendungen benötigt wird. Oft sind allerdings auch technische Kenntnisse eine Voraussetzung für die Mitarbeit an solchen Projekten. Genau an diesem Punkt wollen wir mit unseren Konsortiumspartnern ansetzen, Frauen die Vorzüge und Faszination der Arbeit mit KI aufzeigen, und jene Frauen, die in einen technischen Beruf quer einsteigen wollen, bei dem Erwerb technischer Fähigkeiten unterstützen.
Rania Wazir und Valerie Hafez leiten das Projektteam für Women in AI Austria im Rahmen des Erasmus+ geförderten Projektes Data Science in Human & Social Science for Women Empowerment.
[1] Statistik Austria (2022) Ordentliche Studienabschlüsse in Österreich im Studienjahr 2019/20 nach Studienrichtung (zum Download)